Es ist stockdunkel als das Taxi am Abend kommt. Ein paar Stunden früher hätte aber auch nicht viel an der Stimmung geändert; seit Tagen schon herrscht hier Nebel, von Sonne keine Spur. Der Abschied von zu Hause ist kurz. Natalie ist mit Felix beim Orthopäden in Augsburg und Martha bei einer Freundin. Nur Benjamin steht neben mir, als es losgeht. Ich nehme meinen Rucksack auf den Rücken, greife mit der einen Hand das Paket mit den Ersatzteilen für das Lidar und schiebe mit der anderen Hand den Koffer mit der Kleidung vor mir her. Alles in allem sind es gut 48 kg Gepäck, fast doppelt so viel wie sonst. Aber um die 20 kg an Ersatzteilen vorauszuschicken blieb keine Zeit mehr, denn mit dem Bau der Elektronik für die Teleskopheizung wurde ich erst vor wenigen Tagen fertig.

Es folgt ein kurzer Zwischenstopp bei den Nachbarn. Benjamin bleibt bei ihnen bis Natalie wieder zurückkommt. Vorne an der Straße angelangt werde ich mit den Worten „hier kommt ein Koffer“ begrüßt. Ich antworte „und hier ist auch eine Person dazu“ und lade die Kiste mit den Ersatzteilen in den Kofferraum. Die Fahrerin fragt wo es hingehen soll. Ich sage „zum Südpol“. Sie entgegnet „aha, dann werde ich nächste Woche winken“. Wie ich gleich erfahre, fährt sie nämlich nächste Woche mit ihrem Sohn in den Urlaub nach Lappland. Lappland ist zwar fast 20.000 km vom Südpol entfernt, aber ich will ihren Enthusiasmus auch nicht gleich mit meinem zweiten Satz bremsen.

Am Flughafen ist nicht viel los und ich kann ohne große Wartezeit meinen Koffer abgeben. Das Paket mit den Ersatzteilen ist jedoch Sperrgepäck. Also laufe ich auf die andere Seite und lege es auf das große Gepäckband mit dem X-ray Scanner. Das Band schiebt die Kiste langsam in den großen Kasten. „Uh, oh, das sieht überhaupt nicht gut aus“ entfährt es dem Mann vom Sicherheitspersonal. „Was haben sie denn da dabei?“. „10 kg Aluminiumplatten, Heizpatronen und jede Menge Kabel“ antworte ich. Die Frau mit dem Surfboard hinter mir in der Schlange sieht mich mit fragender Mine an, sagt aber nichts. „Nicht gut“ wiederholt der Mann. „Kann ich da mal reinschauen?“ „Klar“ antworte ich „sofern sie Klebeband haben und wir die Kiste wieder zu bekommen“. „Ich habe bisher alles wieder zu bekommen“ ist die Antwort. Na dann. „Ich habe Klebeband dabei“ tönt es von der hilfsbereiten Surfbrett-Frau, aber da zeigt mir der Mann vom Sicherheitspersonal schon stolz seine Rolle Klebeband. Sieht nach Markenqualität aus, jedenfalls besser als das, was wir am DLR haben. Kann also nichts schiefgehen. Kaum ist die Kiste offen, wischt er mit einem Sammler über die Gegenstände und steckt den Sammler schließlich in das Analysegerät. Ein paar Sekunden später erscheint schon das Ergebnis: negativ. Ich klebe die Kiste mit dem Superklebeband wieder zu. „Sollte doch mal etwas sein und er prüft das nicht, kann man das nachverfolgen“ sagt der Sicherheitsmensch mir fast schon entschuldigend zum Abschied.