Heute soll die aus vier Schlittenzügen bestehende Südpol Traverse die Station erreichen. Neben den LC-130 Flugzeugen sind Schlittenzüge die einzige andere Alternative für die Beförderung von schwerer Fracht und für die Versorgung der Station. Der Bau der Straße, welche McMurdo mit dem Südpol verbindet, startete im Sommer 2002/2003 und wurde erst drei Jahre später vollendet. Es ist keine Straße im herkömmlichen Sinne, sondern eine mit Fahnen markierte Route über Eis und Schnee. Sie führt über das Ross Eisschelf und über den Laverett Gletscher hinauf auf das antarktische Plateau und weiter zum Südpol. Da das Eis im Bereich des Gletschers immer in Bewegung ist, muss die Straße jedes Jahr aufs Neue dort auf Gletscherspalten erkundet und gegebenenfalls repariert werden. Ein paar der Raupenschlepper tragen zu diesem Zweck an der Vorderseite schwere Schaufeln, mit denen die Straße planiert wird. Angeführt wird die Traverse von einem leichteren Pistenbully.

Traktoren am Horizont Eine Karte mit der Strecke der Südpol Traverse als rote Linie eingezeichnet. Quelle: Wikipedia

Traversen sind ein recht mühsames Unterfangen, das auch heute noch Mensch und Maschinen an ihre Grenzen bringt. Für die 1600 km lange Strecke benötigen die Caterpillar Raupenschlepper etwa drei Wochen. Einer der 8 Schlepper ging dieses Jahr unterwegs kaputt und musste von da an auf einem Schlitten mitgezogen werden. Der Erste Schlittenzug besteht aus Wohncontainern für die Mannschaft, die anderen drei Züge transportieren Fracht und Treibstoff.

Traktoren am Horizont Das erste Zeichen der Südpol Traverse: weiße Rauchfahnen und schwarze Punkte am Horizont.

Am späten Vormittag sind die erste weißen Rauchfahnen der Traktoren am Horizont erkennbar. Bis der erste Zug die Station erreicht, wird es aber noch dauern. Mit ihrer schweren Last kommen die Traktoren kaum schneller als Schrittgeschwindigkeit voran. So sitzen wir beim Mittagessen in der Kantine, als die Vorhut die Station erreicht und ihr Lager aufschlägt. Ich gehe nach draußen, um Bilder zu machen. Es ist wieder ein sonniger Tag, aber das schlechte Wetter der vergangenen Tage hat die Temperatur um mehr als 10 Grad ansteigen lassen. Vom Observation Deck aus laufe vorbei am Sommerlager die Straße entlang den Schlittenzügen entgegen. Bei den nun herrschenden -28°C gerate ich allerdings mit meinem dicken Parka am Rücken schnell ins Schwitzen und muss zum Abkühlen stehen bleiben. Ich mache Fotos von den Schlitten und kehre in die Station zurück.

Traktoren am Horizont Der erste Schlittenzug erreicht die Station. Im Hintergrund befinden sich das Südpolteleskop und BICEP.

Traktoren am Horizont Ein Schlittenzug mit den Helium-Druckgasbheältern für die Ballone der Radiosonden und anderer schwerer Fracht.

Traktoren am Horizont Ein weiterer Schlittenzug.

Traktoren am Horizont Dieser Schlepper zieht einen Schlitten mit flexiblen Treibstoffbehältern.

Im B2-Labor geht die Arbeit an der Lidar-Box weiter. Mit einer Reinigungslösung entfette ich die Bleche. Das ist eine größere Sauerei als anfangs angenommen, denn auch das Reinigungsmittel hinterlässt Rückstände, die ich durch mühsames Schrubben mit nassen Tüchern entfernen muss. Dabei schneide ich mich an einer der Blechkanten; nicht schlimm, aber es nervt. Nachdem das erledigt ist, beginne ich mit dem auftragen des Haftvermittlers. Das Lösungsmittel stinkt fürchterlich und hier kann man nirgends Fenster zum Lüften öffnen. Sheryl bringt ein Monster von Ventilator, was zwar ordentlich Wind erzeugt, aber nur die Dämpfe im gesamten Labor verteilt. Die Kollegen von IceCube, die unten ihre Arbeitsplätze haben, scherzen schon, dass sie davon alle high werden. Nach dem Abendessen plane ich die Bleche mit schwarzer Farbe zu streichen. Peter hat mir dafür matte Latex-Farbe besorgt. Das hört sich perfekt an, aber wie vieles hier stand der Farbeimer vermutlich schon seit einigen Jahren im Lager. Als ich in den Eimer schaue, sind Farbe und Lösungsmittel vollständig getrennt und die Farbe bildet einen festen Klumpen am Boden des Eimers. Ich stochere darin herum und rühre über eine Stunde in dem schwarzen Brei. Außer den großen Klumpen in viele kleine Klumpen zu zerteilen erreiche ich jedoch nichts. Es hilft nichts, ich brauche neue Farbe, und so wird das Streichen der Bleche bis Montag warten müssen. Ich habe keinen Zugang zu Maximo, der Datenbank für die Lagerverwaltung, und morgen ist Sonntag und damit Ruhetag auf der Station. Am einzigen freien Tag in der Woche wollen die Stationsbewohner nicht mit Arbeit belästigt werden. Auch wenn ich selbst unter Zeitdruck stehe, respektiere ich das. Ich bin nur ein paar wenige Tage hier, die meisten der Bewohner jedoch für viele Monate. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sich das anfühlt.