Einkleidung
Wir wurden heute um 07:30 Uhr von einem SuperShuttle am Hotel abgeholt und zum CDC, dem Clothing Distribution Center, gebracht. Das CDC liegt etwas außerhalb von Christchurch direkt neben dem Flughafen und dem Antarktis Erlebniszentrum. Wie sich bald herausstellt, sind wir eine Gruppe von etwa 25 Leuten über mehrere Hotels in der Stadt verteilt. Im Shuttle werden die ersten Kontakte geknüpft und es folgen die üblichen Fragen: Wo gehst du hin (Pol oder McMurdo)? Was machst du? Wie oft warst du schon in der Antarktis? Wie es der Zufall will, treffen wir einen Professor aus Minnesota, wo Christopher studiert hat, und Christopher kennt ihn.
Am CDC werden wir zunächst in einen Raum geschickt, in dem der obligatorische COVID Test durchgeführt wird. Alles ist gut organisiert und wenig später gehen wir zur Anprobe der Kleidung in das Nachbargebäude. Hier bekommt jeder von uns zwei orange Taschen mit der Extremwetterkleidung für die Antarktis ausgehändigt. Es ist alles dabei bis auf die unterste Schicht – lange Thermounterwäsche und Socken. Diese Sachen mussten wir selbst besorgen und mitbringen. Darüber kommt dann eine mittlere Schicht aus dickem Fleece gefolgt von der äußeren Schicht aus dicker Windhose und dickem Parka. Damit kann man auch bei -60°C längere Zeit im Freien überleben.
Die gepackten Taschen mit Extremwetterkleidung
Insbesondere der Parka ist ziemlich dick und man fühlt sich sehr aufgeblasen damit. Dass die Arme aufgrund der dicken Schichten auf Abstand zum Körper gehalten werden und man sie nicht mehr einfach so runterhängen lassen kann, ist gewöhnungsbedürftig. Gewöhnungsbedürftig sind auch die weißen Pinguin-Schuhe. Diese sind relativ schwer und haben in der Sohle Luftkammern zur Isolation. Wir wurden eindringlich darauf hingewiesen, das Luftventil an den Schuhen im Flugzeug zu öffnen. Der Pol liegt immerhin auf ca. 3000 Metern Höhe und der verminderte Luftdruck dort würde bei geschlossenem Ventil die Schuhe zum Platzen bringen.
Hier ist nochmals ein Bild der ausgehändigten Kleidungsstücke.
Die äußeren zwei Schichten der Extremwetterkleidung
Das Packen ist auch nicht so einfach, denn es müssen drei Taschen gepackt werden. Wie bei normalen Linienflügen gibt es das Handgepäck und das aufgegebene Gepäck. Zusätzlich gibt es jedoch bei Antarktisflügen noch eine sogenannte Boomerang-Tasche. Als „Boomerang“ wird ein Flug bezeichnet, der wegen sich verschlechternden Wetterbedingungen am Zielort vor der Landung umkehren muss. Das passiert bei 7 Stunden Flugzeit von Christchurch nach McMurdo und den sich schnell ändernden Wetterbedingungen gar nicht so selten. Dominique, ein Kollege an der Universität in Utah, hat es vor ein paar Jahren erst im vierten Anlauf geschafft. Um den Aufwand gering zu halten, wird bei einem „Boomerang“ das aufgegebene Gepäck nicht mehr aus dem Flugzeug ausgeladen. Man hat demnach also nur das Handgepäck und die Boomerang-Tasche für die nächsten 1-3 Tage.
Als wir vom CDC zurück im Hotel sind, erreicht uns eine E-Mail von Sheryl. Wir müssen nun doch nicht in McMurdo in Quarantäne. Stattdessen sollen wir nun schnellstmöglich zum Pol gebracht werden um dann dort die 5 Tage Quarantänezeit zu verbringen. Damit soll verhindert werden, dass wir uns in McMurdo infizierten. Aufgrund von Versorgungs- und Bauaktivitäten ist McMurdo voll belegt und es stehen nicht genügend Zimmer zur Verfügung um potentiell infizierte Personen von nichtinfizierten Personen zu trennen. Im Sommer, wenn die Population der Station sehr stark ansteigt, sind die Zimmer dort mit bis zu 6 Personen belegt.
Ob wir jedoch nach der Landung in McMurdo am Mittwoch gleich einen Anschlussflug zum Pol bekommen, ist derzeit noch unklar.