Das Problem mit der warmen Luft
Wir haben immer noch das Problem, dass unser Teleskop nicht kalt genug wird. Das Abkleben der Spalte in der Isolierung der Lidar-Box hat zwar schon merklich geholfen, aber selbst nach einem Tag mit offener Luke besteht immer noch ein Temperaturunterschied von 10°C bis 13°C. Unsere neueste Idee ist nun mit Hilfe eines Lüfters die „warme“ Luft aus der Box mit kalter Luft von draußen zu verdrängen. Wir haben Lüfter dabei, allerdings sind diese nicht für die hier herrschende Kälte ausgelegt. Einen Versuch wird der Lüfter hoffentlich jedoch überleben. Und wenn wir Glück haben, dann reicht vielleicht die Abwärme des Motors um das Lager zu heizen.
Wir schließen die Luke und öffnen die Türe zu der Lidar-Box um das Teleskop langsam aufzuwärmen. Sheryl begibt sich derweil auf die Suche nach einem Luftschlauch. Hier oben im Labor stehen eine ganze Reihe von Kisten mit altem Zeugs, Teilen von Abgebauten Experimenten und anderen Dingen, die ich nicht identifizieren kann. Wir diskutieren, wie wir aus Mülltüten und Draht einen Luftschlauch bauen können, als Sheryl doch noch fündig wird. Der Luftschlauch sieht uralt aus, hat den richtigen Durchmesser, ist genügend lang und hat nur wenige Löcher, die wir mit Klebeband flicken. Perfekt. Christopher bastelt nun aus dem Karton von alten Kisten eine Aufnahme für den Lüfter. Dann montieren er und Nick (Nick ist der Ingenieur der Twin Otter) Lüfter und Luftschlauch in unserer Lidar-Box. Wir schießen die Lidar-Box wieder, öffnen die Luke im Dach und starren gespannt auf die Temperaturanzeigen. Zunächst fällt die Temperatur der Luft in der Box rapide, dann schwächt sich die Abkühlrate merklich ab. Wir können nicht sagen, ob die Luft vom noch warmen Teleskop erwärmt wird, oder ob trotz des Lüfters und Luftschlauches noch nicht genügend Luftaustausch in der Box stattfindet.
Unser Lidarteleskop. Der Luftschlauch in der Ecke sorgt für Luftaustausch in der Box
Am Nachmittag pendelt sich die Temperatur bei -16°C ein. Wir hatten auch schon früher den Verdacht, dass die minimale Temperatur mit dem Wind draußen korreliert. Heute ist es fast windstill und damit warm in der Box. Wir starten das Lidar und das Signal ist wesentlich besser als am frühen Morgen, als der Lüfter noch nicht eingebaut war. Letztlich ist alles Spekulation, da wir nicht genügend Temperatursensoren haben, aber wir gehen davon aus, dass der Lüfter zu einer gleichmäßigeren Temperaturverteilung in der Box führt. Obwohl das Teleskop gegenüber der Außentemperatur immer noch relativ warm ist, wird der Laserstrahl aufgrund der gleichmäßigeren Temperaturverteilung weniger gestört. Dementsprechend erhalten wir ein besseres Lidarsignal. Soweit die Theorie. Ob das im Winter bei -70°C Außentemperatur auch noch so sein wird, wissen wir natürlich nicht. Vielmehr außer Abwarten können wir jedoch im Moment nicht tun.
Nach dem Abendessen nutze ich das warme Wetter für einen kurzen Spaziergang um die Station. Die Sonne steht nun auf der anderen Seite und ich mache Bilder von der Nordseite der Station.
Die Nordseite der Station mit dem zeremoniellen Südpol im Vordergrund
Die Kugel des zeremoniellen Südpols