Eine LC-130 kommt
Heute ist ein guter Tag. Das Wetter hat sich gebessert und eine LC-130 hebt in McMurdo fast pünktlich mit Ziel Südpol ab. Dominique und Yucheng sind vorsichtig optimistisch, was ihren ersten Schritt nach Hause angeht, warten mit dem Abziehen ihrer Betten noch, bis das Flugzeug wirklich hier landet. Sie standen schon einmal mit gepackten Sachen bereit, ohne dass das Flugzeug sie hätte mitnehmen können.
Ich habe in der Zwischenzeit alles für den Aufbau des Teleskops in die Teleskop-Box vorbereitet. Nach dem Mittagessen heben wir mit Hilfe des Kleiderständers aus dem B2-Labor und einer Trittleiter den Rumpf des Teleskops wieder auf seinen Platz. Dann ist es Zeit für meinen Hausmaus-Dienst. Im Anschluss schaffe ich es gerade noch rechtzeitig nach draußen, um die LC-130 landen zu sehen. Der blaue Himmel zeigt nur vereinzelt kleine Wolken und es ist beinahe windstill und warm draußen: -28°C. Ich bin wieder viel zu dick angezogen und muss meinen Parka öffnen.
Die LC-130 landet auf der Schneepiste unweit der Station.
Während die bereitstehenden Raupenschlepper mit dem Ausladen der Fracht beginnen, laufe ich zurück zur Station um Dominique und Yucheng eine gute Reise zu wünschen. Sie machen sich mit einer Reihe anderer Rückreisender vor dem Ausgang bereit für den Rückflug. In der Gruppe ist auch ein Arbeiter, der sich den Arm gebrochen hat und zurückgeschickt wird. Wir plaudern noch ein wenig, dann ist es Zeit nach draußen zum Flugzeug zu gehen. Ich warte mit ihnen am Rand des Flugfeldes, bis die Crew das Zeichen zum Einsteigen gibt. Ein letztes Händeschütteln, dann sind sie unterwegs. Es dauert nur wenige Minuten bis die Triebwerke aufheulen, die Skier abgesenkt werden und sich das Flugzeug in Bewegung setzt und in Richtung Schneepiste dreht. Es überrascht mich immer wieder, wie stark der aufgewirbelte Schnee den Lärm der Propeller schluckt. Eben noch war der Lärm ohrenbetäubend und nun, da mich der Wind der Propeller erreicht, ist es beinahe windstill. Dabei bin keine 100 Meter vom Flugzeug entfernt. Das Flugzeug verschwindet hinter einer Wand von Schnee und ich muss mich abwenden, um mein Gesicht von den herbeifliegenden Eiskristallen zu schützen.
Die wartende LC-130 bringt Dominique und Yucheng und eine Gruppe anderer Rückreisender nach McMurdo.
Als ich mich wieder umdrehe, biegt die LC-130 auf die Schneepiste ein und beginnt ihren Startlauf. Das sieht beinahe komisch aus. Man sieht nur die Nase des Flugzeugs, die immer schneller wird, und die eine Schneewand hinter sich herzieht. Der Rest des Flugzeugs ist vom Schneegestöber verhüllt. Schließlich hebt sich in der Ferne ein grauer, von Rauchfahnen begleiteter Punkt aus der Schneewolke und steigt in den Himmel. Dominique und Yucheng, sie haben es geschafft und sind nun mit zwei Wochen Verspätung auf dem Rückweg.
Die LC-130 wird das einzige Flugzeug für heute bleiben. Der zweite angekündigte Flug wird wegen schlechten Wetters in McMurdo abgesagt, und die täglichen Lageberichte aus McMurdo lassen nichts Gutes erahnen. Viele der Straßen auf dem Eis sind nach wie vor wegen Schneedrift geschlossen. Zudem ist wegen der dort herrschenden hohen Temperaturen der Schnee weich geworden, was die Instandsetzungsarbeiten und die Präparation der Start- und Landebahn behindert. Es ist eine Chaotische Saison.
Wieder in der Station vervollständige ich das Teleskop und beginne mit der Grobjustage. Mittels eines kleinen grünen Lasers und Hilfsoptiken, die ich anstelle der optischen Faser über dem Spiegel montiere, bestimme ich die optische Achse des Teleskopspiegels. Es dauert lange bis ich den Laserstrahl so einjustiert habe, dass er die Markierung im Zentrum des Spiegels exakt trifft und durch das Fadenkreuz in der Fokalebene wieder zurückläuft. Morgen werde ich versuchen, den Strahl des Leistungslasers auf dieselbe Achse zu bringen.
Das fertig aufgebaute Empfangsteleskop des Lidars.