Wie schon die letzten Tage herrscht auch heute wieder herrliches Sommerwetter. Tiefblauer Himmel und keine Wolke in Sicht, dazu relativ milde Temperaturen um -31°C und kaum Wind. Was will man mehr? Die Stationsbesatzung nutzt das gute Wetter um draußen aufzuräumen und Schnee zu schieben. Die Station steht zwar auf Stelzen, damit – so in der Theorie – der Wind den Schnee unter der Station wegträgt und es zu keinen größeren Schneeablagerungen kommt. Andernfalls würde die Station allmählich im Schnee versinken. Nicht dass es hier besonders viel schneien würde; ganz im Gegenteil, es ist sehr trocken hier. Aber die Schneedrift sorgt für einen konstanten Schneeeintrag über das Jahr hinweg.

So ganz funktioniert das mit den Stelzen und dem Schnee jedoch nicht und es sammeln sich doch größere Schneemengen unter und neben der Station an, die dann mit Bulldozern weggeschoben werden müssen. Das sind ziemlich brachiale Maschinen. Der Schneeberg vor solch einer Schaufel umfasst mehrere zehn Tonnen!

Ein Bulldozer schiebt den Schnee von der Station weg Ein Bulldozer schiebt den Schnee von der Station weg. Die weiße Wolke hier auf dem Bild ist übrigens nicht natürlich und stammt von der Abgaswolke des unterirdischen Kraftwerks der Station.

Christopher vor der riesigen Schaufel des Bulldozer Christopher vor der riesigen Schaufel

Christopher und ich sind immer noch in Quarantäne und können nicht viel tun außer in unseren Zimmern zu sitzen und uns täglich drei warme Malzeiten einzuverleiben. Das Essen ist gut hier – sofern man amerikanische Küche mag. Ich nutze die Zeit im Zimmer um die Software für das Lidar zu verbessern und ein paar alte, zum Glück selten auftretende Fehler im Messagerouter des Lidarbetriebssystems zu beheben. Wie solch ein Lidar funktioniert und was es misst, darüber werde ich ein andermal schreiben.

Nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg nach draußen für unseren üblichen Spaziergang um die Station. Heute laufen wir am Flugfeld entlang etwas weiter weg und genießen die Aussicht. Wir dürfen uns frei bewegen, so lange wir die Station noch deutlich am Horizont erkennen können. Zugegebenermaßen ist die Aussicht mit der Station im Rücken ziemlich eintönig: blauer Himmel und weißer kalter Schnee, der bei jedem Schritt laut knirscht. Der Schnee ist jedoch so kompakt, dass meine Schuhe nicht tiefer als ein paar wenige Zentimeter einsinken. Das Gehen ist nicht besonders beschwerlich, aber man merkt die Anstrengung sobald es eine kleine Erhebung nach oben geht. Der hier aktuell herrschende Luftdruck entspricht dem Druck einer Standardatmosphäre in 3310 Metern Höhe, was bedeutet, dass im Vergleich zu einem Ort auf Meereshöhe bei jedem Atemzug nur wenig mehr als die Hälfte des Sauerstoffs in die Lunge gelangt. Es wird noch ein paar Tage dauern, bis sich mein Körper an die veränderten Umgebungsbedingungen gewöhnt.

Blick vom Flugfeld zurück zur Station Der Blick vom Flugfeld zurück zur Station. In dem Radom auf der rechten Seite befindet sich die Satellitenempfangsanlage der Station

Das gute Wetter ist auch für die Logistik von großer Bedeutung. Vor der Station starten und landen täglich nun mehrere Flugzeuge. Eine Basler und eine Twin Otter sind hier stationiert. Dazu kommen die Hercules aus McMurdo.

Eine Basler hebt ab Eine Basler hebt ab

Eine LC-130 Hercules fliegt zurück nach McMurdo Eine LC-130 Hercules fliegt zurück nach McMurdo

Und es gibt noch eine gute Neuigkeit: die drei Tage mit Diamox sind vorbei.