Anpassung
Die letzten 24 Stunden waren schmerzhaft. Selbst eine großzügige Dosis Ibuprofen mag daran nicht viel ändern. Der plötzliche Wechsel des Luftdrucks führt zu Symptomen der Höhenkrankheit, welche durch die hier herrschende extreme Trockenheit noch verstärkt werden. Die fehlende Luftfeuchte lässt den Körper innerlich und äußerlich förmlich austrocknen. Man kann die ersten Tage so viel trinken, wie man nur schafft, und trotzdem dauert es mehrere Tage, bis der Körper den Wasserhaushalt wieder ins Lot bekommt. Bis dahin bleiben dumpfe Kopfschmerzen, Schwindel und Nasenbluten. Wegen der Nebenwirkungen habe ich diesmal vor dem Abflug in McMurdo kein Diamox genommen. Vielleicht hat es mich deshalb stärker getroffen. Andererseits verbrachte ich bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren die ersten vier Tage in Quarantäne. Wenn man sich im Wesentlichen ruhig verhält und nicht körperlich arbeitet, ist es auch einfacher. Aber nach der langen Anreise drängt nun die Zeit. Ich bin mit den geplanten Arbeiten eine Woche hinter dem Zeitplan.
Gestern noch konnte ich eine der beiden defekten Solid State Disks aus dem Steuercomputer des Lidars ausbauen, ersetzen und das Betriebssystem kopieren. Ich musste die Platten ein paarmal hin und her bauen, da von den zwei alten Platten im Rechner jeweils Teile defekt waren und ich somit nicht alle Partitionen auf einmal kopieren konnte. Heute war dann die zweite Platte dran und nun haben wir wieder einen vollfunktionsfähigen Computer. Und es gibt noch eine gute Nachricht: der Laser funktioniert und hat kaum an Pulsenergie verloren (109 mJ). Dafür sind die Spiegel ziemlich verdreckt; vermutlich von den Abgasen des Kraftwerks, die im Winter vermehrt vom Wind in Richtung unseres Lidars getrieben werden. Schließlich konnte ich noch die Platine des MDM-1 (Multiplexer/Demultiplexer), welcher die Kleingeräte und Heizkreise des Lidars steuert, ausbauen und reparieren. Es ist frustrierend, wie langsam ich bin. Wenn einem zum zweiten Mal die kleinen Schrauben runterfallen und man sich zusammenreißen muss, um sich zu konzentrieren. Morgen wird es hoffentlich besser.
Blick aus dem Fenster meines Zimmers: der geographische Südpol befindet sich in gerader Linie etwa 30 Meter hinter dem gelben Luftschacht in der Mitte des Bildes.